Kaufberatung Gleitschirm Retter
Auf welche Zahlen und Parameter du achten solltest!
Wie wichtig sind diese Parameter? →
Im Folgenden möchten wir dir einige Messgrößen von Rettungsgeräten näherbringen, damit du weißt worauf es beim Retterkauf wirklich ankommt. Dabei ist zu beachten, das einige Parameter wesentlich wichtiger sind als andere. Dies haben wir versucht mit Hilfe der gelben “Prioritätsbalken” zu verdeutlichen.
Der wahrscheinlich wichtigste Parameter welchen du bei der Wahl deines Rettungsgeräts berücksichtigen solltest ist die tatsächliche Flächenbelastung mit welcher du im Fall der Fälle am Rettungsgerät hängend, Richtung Boden segelst. Dafür musst du nur dein Abfluggewicht durch die vom Hersteller angegebene Retterfläche dividieren. Als Ergebnis bekommst du die Flächenbelastung in Kilogramm pro Quadratmeter. Diese sollte nach Meinung vieler Profis bei Rettungsgeräten mit mehrfacher Mittelleinenaufhängung nicht über 3,4 kg/m² und bei Rettern mit einfacher Mittelleinenaufhängung nicht über 3,0 kg/m² liegen. Der Grund für diese Unterscheidung liegt darin, dass Retter mit einer mehrfachen Mittelleinenaufhängung flacher gebaut sind und eine tendentiell größere projezierte Fläche aufweisen. Leider gibt nahezu kein Hersteller die eigentlich ausschlaggebende projezierte Fläche seiner Rettungsgeräte an.
Die angegebene “maximale Anhängelast” eines Gleitschirm Retters ist ein Wert, welcher für den praktischen Betrieb des Rettungsgeräts eher wenig Relevanz besitzt, da zur Bewertung dieser Angabe immer auch noch weitere Faktoren in Betracht gezogen werden müssen. Beispielsweise macht es einen Unterschied, ob ein Rettungsgerät mit beispielsweise 100kg maximaler Anhängelast nach der LTF-Norm oder der strengeren EN-Norm zugelassen wurde. Darüberhinaus Besagt auch die verwendete Norm nicht, in wie weit das getestete Rettungsgerät die maximal zulässigen Sinkwerte unterschritten hat oder ob es völlig ans Limit der Zulassungskriterien gebaut wurde. Übrigens dürfen Gleitschirm Retter laut LTF-Norm Sinkwerte von bis zu 6,8 m/s aufweisen, wobei die neuere EN-Norm lediglich Sinkwerte von maximal 5,5 m/s zulässt.
Es empfielt sich daher beim Retterkauf auch auf die angegebenen Sinkwerte zu achten und diese mit dem Zulassungsprotokoll gegen zu checken, da sich die Angaben mancher Hersteller auf, nicht überprüfbare Eigenmessungen beziehen.
Der Trend zur Leichtausrüstung hat mittlerweile von der Hike&Fly Szene auch auf alle anderen Bereiche der Gleitschirm Fliegerei übergegriffen. Und warum auch nicht, das Gleitschirm Rettungsgerät ist sicherlich jenes Bauteil, an welchem sich am besten Gewicht sparen lässt ohne dabei Abstriche bei der Sicherheit oder dem Flugkomfort machen zu müssen. Wichtig dabei ist allerdings die Fläche nicht aus dem Auge zu lassen, dazu aber mehr im Punkt “Gewicht pro Fläche”. Zudem schadet es auch nicht einen Blick auf die Qualität der verwendeten Materialien und Verarbeitung zu werfen, um auch nach längerer Betriebszeit noch auf eine sichere Öffnung vertrauen zu können.
Das absolute Rettergewicht ist eigentlich absolut uninteressant wenn man bedenkt, dass viele Hersteller ihre sogenannten Leichtretter lediglich in der Fläche verkleinert, und nur mit Mühe oder unzähligen Anläufen durch das Gütesiegel gebracht haben. Die wahre Messgröße für einen Leichtretter ist hingegen das Gewicht, welches dieser pro Quadratmeter Fläche besitzt. Hierzu muss lediglich das Rettergewicht durch die angegebenen Quadratmeter dividiert werden. Moderne Leichtretter wiegen normalerweise unter 44 Gramm pro Quadratmeter und erreichen dieses Gewicht ausschließlich durch den Einsatz modernster Materialien und nicht durch eine Reduktion der Retterfläche. Hier sei erwähnt, dass die Sinkgeschwindigkeit eines Gleitschirm Retters fast ausschließlich von der Retterfläche abhängt. Genauergesagt von der projezierten Retterfläche, welche durch konstrukive raffinessen wie eine mehrfache Mittelleinenaufhängung oder eine geringe Kappenhöhe verbessert werden kann.
Geht man vom Extremfall einer Gleitschirm Retter Öffnung aus, welche bei der Zertifizierung mit 40 m/s (144 km/h) bei maximaler Belastung getestet wird, stellt sich die Frage ob das Rettungsgerät eine solch extreme Öffnung denn auch nach mehreren Jahren noch unbeschadt überstehen würde. Ein Test, welcher vor vielen Jahren vom DHV durchgeführt wurde zeigte jedoch, dass die Tücher der Rettungsgeräte sehr wohl altern und nach eineinhalb Jahren rund ein Drittel der Rettungsgeräte den Schocktest der Zertifizierung nicht überlebt hatten. Aus diesem Grund sollte man allgemein, und im Speziellen beim Kauf von Leichtrettern darauf achten, ob der Hersteller die Herkunft der verwendeten Materialien angibt und ob es sich dabei um Materialien aus Fernost oder von namhaften Herstellern aus Europa handelt. Ein solch extremer Öffnungsstoß beim Retterwurf kommt in der Praxis zwar eher selten vor, ist aber durchaus möglich.
Als weiteres Qualtiätskriterium seien hier noch die tatsächlichen Produzenten der Paragleiter Rettungsgeräte anzuführen – die Näherinnen und Arbeiter in den Produktionsstätten. Viele Hersteller lassen ihre Retter bei billigen firmenexternen Nähereien in Asien fertigen. Dies minimiert zwar die Lohnkosten hier in Europa, hindert die Hersteller aber auch daran, auf Qualitätsmängel schnell zu reagieren und die Näherinnen adäquat zu schulen, sowie auf wichtige Verarbeitungsdetails aufmerksam zu machen.
Der Markt an Gleitschirmrettern ist auf den ersten Blick nahezu unüberschaubar groß. Betrachtet man die verschiedenen Produkte jedoch näher, so erkennt man, dass viele Gleitschirm Hersteller lediglich alte Konzepte anderer Hersteller kaufen und unter eigenem Namen erneut auf den Markt bringen. Moderne Rettersysteme sind dabei aber meist recht schnell durch ihr geringes Gewicht pro Fläche zu erkennen, was auf eine aktuelle Konstruktion mit modernen – leichten Materialien hindeutet. Bei Kreuzkappen lassen auch Designelemente wie eine mehrfache Mittelleinenaufhängung oder eine symetrisch – nicht unkontrolliert vorwärts fliegende Retterkappe – auf eine moderne Retterkonstruktion schließen.
Kreuzkappe oder Rundkappe?
“Kreuzkappenretter sowieso viel besser als Rundkappenretter” – diese Aussage ist zwar völliger Schwachsinn, wird den Piloten aber leider allzuoft als “Fachwissen” verkauft. Wie immer ist die Sache nämlich etwas komplizierter. Grundsätzlich ist es ziemlich egal, ob die, unseren Fall bremsende Fläche, nun eckig oder rund ist. Auch der Mythos, Kreuzkappenretter würden per se nicht Pendeln wurde schon in mehreren Praxistests wiederlegt. Dem Pendeln von Rettungsgeräten wird nämlich hauptsächlich durch eine richtige dimensionierung der Leinenlänge entgegengewirkt. Der Grund warum moderne Kreuzkappen tendentiell weniger Pendeln, liegt neben der korrekten Leinenlänge, auch daran, dass die Luftauslassöffnungen an den Ecken ein kontinuierlicheres Ablassen des Luftpolsters ermöglichen. Werden diese Luftauslassöffnungen jedoch zu groß dimensioniert, reduziert dies den Druck unter der Retterkappe was sich wiederum negativ auf die Sinkgeschwindigkeit auswirkt. Ein klarer Vorteil von manchen modernen Kreuzkappen ist hingegen die mehrfachen Aufhängung der Mittelleine, was die Gleitschirm Retter Kappe in ihrer Form flacher macht und so deren projezierte Fläche erhöht. Die vergrößerte projezierte Fläche trägt so zur Reduktion der Sinkgeschwindigkeit bei. Leider gibt es jedoch immer noch veraltete Kreuzkappen Retter, welche nur eine zentrale Mittelleinenaufhängung besitzen und dadurch keinen Vorteil gegenüber modernen Rundkappen Rettern bieten.
Einer der größten Vorteile von Rundkappenrettern ist mit Sicherheit ihr geringerer Preis. Durch die Mittelleinenaufhängung an nur einem zentralen Punkt, sollte man bei Rundkappen allerdings ein paar Quadratmeter mehr einkaufen, um die selbe projezierte Fläche zu erreichen wie dies eine moderne Kreuzkappe bieten würde. Und auch der Packvorgang gestaltet sich bei Rundkappen etwas einfacher als bei den Quadratischen Modellen, obgleich dies bei beiden Bauformen von jedem mündigen Piloten in kürzester Zeit erlernt werden kann und auch sollte!